Im letzten Teil unserer Reihe stellen wir heute die Butzbacher Kernstadt in den Mittelpunkt.
In unserer letzten Folge kommen wir heute wieder zurück in die Butzbacher Kernstadt. Diese ist geprägt vom mittelalterlichen von Fachwerkhäusern umrahmten Marktplatz. Sehenswert auch die in die mittelalterliche Stadtmauer gebauten Schwibbogen-Häuser, die noch heute zum Teil bewohnt sind oder als Ferienunterkunft gemietet werden können.
Die Stadtgeschichte geht jedoch weit über die mittelalterliche Anlage hinaus. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Butzbach im Jahr 773 als „Bothisphaden“. Aber bereits zur Zeit der römischen Besiedlung spielt die Gegend um Butzbach eine Rolle. Weithin bekannt ist der Limes, der als Befestigungswall das Römische Reich gegen den Einfall germanischen Stämme schützen sollte. Auf dem heutigen Butzbacher Stadtgebiet befand sich bereits um 100 nach Christus ein Kohortenkastell (später als „Hunneburg“ bezeichnet, da man es fälschlicherweise für eine Burg des Hunnenkönigs Attila gehalten hatte). Nicht weit entfernt befand sich das kleinere Kastell im Degerfeld. Dazwischen etablierte sich eine zivile Siedlung – ein sogenannter Vicus. Nach der Aufgabe des Limes und der Kastelle ab 260 nach Christus verfielen die Anlagen jedoch und können für die spätere Ortsgründung nicht mehr verantwortlich gemacht werden.
Spuren einer germanischen Siedlung finden sich dann wieder aus dem 4. oder 5. Jahrhundert, die sich dann zum Dorf Botisphaden entwickelte, deren erstmalige Erwähnung sich im Jahre 773 im Lorscher Kodex wiederfindet und die sich im Jahr 2023 zum 1.250ten Mal jährt.
Der nächste bedeutende Schritt datiert aus dem Jahr 1321. In diesem Jahr wird Butzbach vom Dorf zur Stadt. Kaiser Ludwig der Bayer verleiht Butzbach die Recht und Freiheiten der freien Reichsstadt Frankfurt. Die neue Stadt entwickelte sich in der Folge schnell. Butzbach blühte wirtschaftlich auf, das Handwerk entwickelt sich die Stadtbefestigung entsteht und repräsentative Bauten entstehen. Die heutige Markuskirche wird aus einem Vorgängerbau bis 1520 zu einer gotischen Hallenkirche umgebaut. Daneben entsteht um 1440 die Wendelinskapelle als Hospitalkapelle. Das Kulturdenkmal ist damit eine der ältesten Fachwerkkirchen Deutschlands.
Die Besitzverhältnisse im mittelalterlichen Butzbach wechseln häufig. Bedeutend ist die Regierungszeit von Landgraf Philipp von Hessen-Butzbach von 1609 bis 1643, der mit dem Ausbau des Landgrafenschloss und der Anlage des Lustgartens der Stadt Butzbach ein bis in die heutige Zeit nachwirkendes Denkmal hinterließ. Der wissenschaftlich interessierte Landgraf brachte auch Größen wie Johannes Kepler nach Butzbach und stand im Austausch mit Galileo Galilei.
Nach einem tragischen Unfall verstirbt Landgraf Philipp kinderlos und die kurze Landgrafschaft endet bereits 1643 wieder. Das Schloss verliert in der Folge an Bedeutung.
Als prägende Gestalt geht Friedrich Ludwig Weidig in die Butzbacher Geschichte ein. Der Freiheitskämpfer verfasste gemeinsam mit Georg Büchner die Kampfschrift „Der Hessische Landbote“. Prägend geht der Aufruf „Friede den Hütten – Kampf den Palästen“ in die Geschichte ein. Weidig zu Ehren darf sich Butzbach seit 2011 mit der amtlichen Zusatzbezeichnung „Friedrich-Ludwig-Weidig-Stadt“ schmücken.Mit der Einweihung des Butzbacher Zuchthauses 1894 wurde Butzbach in der Folge auch deutschlandweit zu einem Begriff. Heute sind dort bis zu 500 Insassen untergebracht. Ende des 19. Jahrhundert avancierte Butzbach zu einem bedeutenden Industriestandort mit Fabrikationen für Schuhe, Nudeln, Konserven, Landmaschinen und andere Waren. Davon kann man sich im Butzbacher Museum überzeugen, das außerdem mit Exponaten zur Römerzeit mit der Hunneburg, dem Modell der Stadt Butzbach um 1832 und Richard Fenchels Miniatur-Schuhmuseum einen wertvollen Überblick über die Butzbacher Stadtgeschichte bietet.